Schätze Südamerikas – Superfood und Heilpflanzen

Camu Camu Frucht auf Cook Island
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Bereits vor Jahrhunderten wurden über tausend Heilpflanzen aus dem Dschungel Süd- und Mittelamerikas zu Tees, Tinkturen, Bädern, Pflastern und Packungen verarbeitet. Die alten Kulturen der Maya, Azteken und Inkas entwickelten vor der spanischen Eroberung Anfang des 16. Jahrhunderts anspruchsvolle Anwendungen für Heilpflanzen. Heilungstraditionen wurden aus diesen alten Kulturen durch Generationen von Curanderos (Heiler) weitergegeben, die ihre jahrelange Erfahrung nutzten, um Körper und Seele zu heilen, Krankheiten zu behandeln und den Geist der Patienten zu stärken. Auch Schamanen, besonders in tropischen Waldgebieten, haben ihre Kenntnisse über Gesundheitsfürsorge an die nächste Generation weitergegeben. So haben viele dieser ganzheitlichen Ansätze die Jahrhunderte in Lateinamerika überlebt. Selbst heute noch ist es nicht ungewöhnlich, sich an eine Abuela zu wenden, eine „weise ältere Frau“, die Mixturen aus verschiedenen Pflanzen zubereitet. Dabei ist besonders interessant, dass dieses alte Wissen es in vielen Bereichen mit unserer modernen Medizin nicht nur aufnehmen kann, sondern teilweise sogar bessere Erfolge erzielt.

Auch in Deutschland sind alte Hausmittel überliefert und es ist bekannt, dass gesunde Lebensmittel positive Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele haben und den Heilungsprozess unterstützen können. Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung wächst stetig und sogenannte Superfoods werden immer populärer. Darunter versteht man Lebensmittel, die aufgrund eines Teils der Nährstoffanalyse oder der gesamten Nährstoffdichte als besonders gesund erachtet werden. Superfood ist eigentlich nur eine moderne Bezeichnung für nährstoffreiche Lebensmittel. Von der großen verfügbaren Anzahl an Naturheilmitteln aus Südamerika möchten wir Ihnen hier ein paar vorstellen:

Maca – Superfood der Anden

Vor über zweitausend Jahren, als die alten Inkas das heutige Gebiet Perus beherrschten, nutzten sie die Kraft von Maca-Pulver. Die leicht nussig schmeckende Wurzel wurde als „Superfood der Anden“ bezeichnet und half, das schwache Immunsystem wieder aufzubauen, den Körper zu remineralisieren und die Energie und Ausdauer zu steigern. Jahrhunderte später verwenden die Einheimischen Maca weiterhin aufgrund seines erstaunlichen Gehalts an Aminosäuren, Vitaminen, Fettsäuren und Glucosinolaten. Heutzutage wird eine kleine Dosis davon gerne in Smoothies gemischt. In Peru ist es auch nicht ungewöhnlich, das Pulver in Brot zu finden.

Lila Mais / Purpurmais – Radikalfänger als Jungbrunnen

Beim Lila Mais handelt es sich um eine besondere Züchtung der gelben Sorte, die auf dem Kontinent über Jahrhunderte geerntet wurde. Er ist sehr nahrhaft und hat weit mehr Antioxidantien als Blaubeeren. Deshalb wird ihm in den Anden eine positive Wirkung gegen Zellschäden und den Alterungsprozess nachgesagt. Heute ist er in vielen lateinamerikanischen Gerichten zu finden, da er häufig zu Maismehl, Mehl und sogar Popcorn verarbeitet wird. Alternativ weichen die Andenbewohner manchmal die Kerne in heißem Wasser ein und geben Lebensmitteln und Getränken eine tiefpurpurne Farbe. Chicha Morada ist ein beliebtes Getränk, das durch das Kochen des Purpurmais mit Ananas, Zimt, Nelken und Zucker hergestellt wird.

Acai – kleine Beere mit großer Wirkung

In Brasilien, wo Acai weit verbreitet ist, sind die kleinen, glitzernden Beeren ein fester Bestandteil der Nahrung. Zweimal im Jahr werden sie von hohen Palmen geerntet und enthalten eine Vielzahl nahrhafter Elemente wie Kalium, Kupfer, Magnesium, die Vitamine A, D und E sowie Omega-3-Fettsäuren. Anthocyanen, eine Form von Antioxidantien, soll laut vieler Brasilianer eine gute Vorbeugung gegen Diabetes und Arteriosklerose sein, und auch beim Abnehmen soll die Beere helfen. Als Energieversorger gilt Acai als eines der gesündesten Nahrungsmittel in Lateinamerika. Weltweit können diese Superfood-Beeren in Tablettenform gekauft oder in Säften, Smoothies und Energiegetränken verzehrt werden.

Kakao – Segen und Fluch

Kakao stammt von einem immergrünen Baum aus Mexiko und Mittelamerika. Der aztekische Name für diesen Baum ist chócolatl, von dem das englische Wort chocolate, auf Deutsch Schokolade, stammt. Kakaosamen wurden gegen Müdigkeit verwendet, und um das Nervensystem zu stimulieren. Mexikaner glauben auch, dass sie die Haut verbessern, Krebszellen bekämpfen und die Gehirnleistung steigern. Und haben wir uns nicht schon alle einmal beim Genuss von (manchmal zu viel) Schokolade auf die gesunden Eigenschaften berufen? Leider enthält die Schokolade, die wir meist essen, zu viele ungesunde Fette, Zucker und andere Zusätze, um wirklich gesund zu sein. Zudem soll Milch viele der positiven Eigenschaften aufheben. Deshalb ist Rohschokolade, aus getrockneten, aber nicht gerösteten Bohnen, die beste Möglichkeit, um die positiven Eigenschaften zu nutzen.

Guarana – natürlicher Muntermacher

Guarana ist eine brasilianische Kletterpflanze aus dem Amazonasbecken und wird für ihre Früchte geschätzt. Eine reife Guarana-Frucht hat etwa die Größe einer Kaffeebeere. Amazonas-Stämme verwenden Guarana seit Jahrhunderten wegen der positiven Eigenschaften. Es enthält eine beeindruckende Anzahl an Stimulanzien wie Koffein, Theophyllin und Theobromin. Guarana enthält auch Antioxidantien wie Tannine, Saponine und Catechine zum Schutz des Körpers vor freien Radikalen. Heute werden rund 70 % des produzierten Guarana in Erfrischungs- und Energiegetränken verwendet, und die restlichen 30 % werden zu Pulver verarbeitet.

Quinoa – Glutenfrei genießen

Quinoa ist ein proteinreiches, glutenfreies Pseudogetreide, das aus dem peruanischen Hochland stammt. Lecker und nahrhaft ist es eine gute Quelle für Ballaststoffe, Folat, Magnesium und Phosphor. Das beste Merkmal von Quinoa ist vielleicht, wie schnell und einfach die Zubereitung erfolgen kann. Quinoa-Produkte werden häufig angeboten, darunter auch Quinoa-Mehl mit einem erdigen Aroma, ähnlich wie Sesam oder Erdnussbutter. Eine gute Alternative für Menschen mit Glutenallergie. Auch glutenfreie Quinoa-Teigwaren sind erhältlich.

Graviola / Guanábana / Stachelannone – Einzigartiges Multitalent

Die Menschen in Mexiko, der Karibik sowie in Mittel- und Südamerika nutzen die Rinde, Blätter, Wurzeln und die langen, stacheligen Früchte des Graviolabaumes. Sie behandeln damit Vireninfektionen oder Parasiten, Rheuma, Arthritis und Depressionen. Graviola-Früchte, mit ihrem süßen Fleisch und unverwechselbaren Geschmack, werden zu Saft, Süßigkeiten, Sorbet und Eiscreme verarbeitet. Graviola wird auch Mittel zur alternativen Krebsbehandlung angeboten. Allerdings gibt keine verlässlichen Beweise dafür, dass Graviola in der Krebstherapie wirkt und solche Aussagen sind immer mit großer Vorsicht zu genießen.