Patagonien – raue Schönheit der Natur

Mount Fitz Roy, Patagonia, Argentina
Laguna de Los Tres and mount Fitz Roy, Los Glaciares National Park, Patagonien/Argentinien - Foto: muha04 / depositphotos.com

Patagonien ist eine der entlegensten Gegenden der Erde. Die Region zählt zu den letzten unberührten Landschaften und vermag es, Besucher mit ihren weitläufigen Steppen, schroffen Bergen und glitzernden Gletschern zu verzaubern. Eine Wanderung durch Patagonien ist eine Reise durch eine der wenigen verbliebenen Schatzkammern der Natur – eine Komposition aus Wildheit und Stille.

Wanderer über dem Nebelmeer

Eine Trekkingtour unterscheidet sich grundlegend von einer Pauschalreise. Statt überfüllter Touristenhochburgen und den üblichen Strandbesuchen wagen Wanderer einen Schritt in die Einsamkeit der Natur hinaus. Eine Wanderreise ist die bewusste Entscheidung, einem weniger beschrittenen Pfad zu folgen.

Eine All-inclusive Verpflegung ist während Wanderungen durch die Natur selten zu erwarten. Neben der eigenen Wegzehrung sind Raststätten, Berghütten und die gelegentlichen Dörfer Orte, um neue Kraft zu schöpfen. Dies eröffnet die Möglichkeit, die Küche eines Landes, über das angepasste Angebot von Hotelbuffets und Restaurants hinaus, kennenzulernen. Wer auf moderne Annehmlichkeiten nach einem langen Tagesmarsch nicht verzichten möchte, kann in den beliebten Naturparks nach Wahl auf gehobenere Unterbringungsmöglichkeiten zurückgreifen.

Die Belohnung für eine solch bewusst aufgenommene Mühe ist ein Blick auf die Landschaft, wie er vom eigenen Hotel und den Fenstern eines Reisebusses aus nicht möglich ist. Stadt und Zivilisation legen sich wie ein Nebelschleier zwischen Urlauber und Natur. Auf einer Wanderreise eröffnen sich einem ungeahnte Panoramen.

Patagonien – Land der Kontraste

Es existiert keine genaue Abgrenzung Patagoniens. Zwischen den beiden Flüssen Rio Colorado und Rio Bio Bio im Norden und der Magellanstraße im Süden erstreckt sich eine weitläufige und vielfältige Landschaft, die je nach Quelle zum Teil oder im Ganzen zu Patagonien gerechnet wird.

Patagonien lässt sich grob in zwei unterschiedliche Abschnitte gliedern, welche durch die Anden voneinander getrennt werden. Das chilenische Westpatagonien wird vom feuchten und kühlen Klima der westlichen Anden geprägt. Es beherbergt den gemäßigten Valdivianischen Regenwald. Der Regenschatten östlich der Anden bedingt, dass ein großer Teil der Hochebene Ostpatagoniens aus Grassteppen besteht. Im Süden Patagoniens befindet sich die größte zusammenhängende Masse an Eis außerhalb der Polregionen und Grönlands.

Kathedralen aus Eis und Fels

Die schneebedeckten Gipfel der Anden sind weitläufig sichtbar. Die Bergketten bilden vielerorts den Hintergrund für die Landschaften Patagoniens. Während die höchsten und steilsten Gipfel erfahrenen Bergsteigern vorbehalten bleiben, beherbergen die Anden viele Vulkane, die durch ihre verhältnismäßig sanften Steigungen von Wanderern erklommen werden können.

Unabhängig von der Schwierigkeit sollte gleichfalls kein Berg unterschätzt werden und die richtige Ausrüstung ist wichtig! Festes Schuhwerk, ausreichend zu trinken (Tipp: ein Trinkrucksack mit 3 Liter Inhalt ist ausreichend), einige Notrationen und ein Erste-Hilfe-Set sind überlebenswichtig. Wer alleine unterwegs ist (nicht zu empfehlen), sollte über ein Satellitentelefon verfügen.

Die Gipfel des Cerro Torre und Fitz Roy im Los Glaciares Nationalpark gehören zu den bekanntesten und meist fotografierten Bergen Südamerikas. Der Park verdankt seinen Namen den glasklaren Seen, welche von drei großen Gletschern gespeist werden. Es ist möglich die Gletscher von Land und vom Wasser aus zu bestaunen. Jenseits der Ufer erheben sich die spitzen Felstürme der beiden berühmten Berge derartig markant aus dem Gebirgsmassiv, dass dem Betrachter unweigerlich der Gedanke an heimische Sakralbauten kommt.

Unmittelbar südlich des Los Glaciares befindet sich der Torres del Paine Nationalpark. Die namensgebenden „Türme des blauen Himmels“ bilden das Herzstück des Parks und werden von Seen, Gletschern und den tiefen Fjorden der nahe gelegenen chilenischen Pazifikküste eingerahmt. Dem geneigten Wanderer bietet sich die Möglichkeit beide Nationalparks hintereinander zu bereisen und über eine kurze Besichtigungstour hinaus, in eine Welt aus Bergen und Eis einzutauchen.

Wind und Wildnis

Im Osten Patagoniens gehen die Anden in ein Stufenhochland und eine anschließende Hochebene über. Die Ebenen, über denen ein unaufhörlicher Wind weht, sind ausschließlich von Gräsern und Sträuchern bedeckt. Einzige Ausnahme bilden die dichter bewachsenen Flusstäler.

Die einzige Form der Landwirtschaft findet in Form von Viehzucht statt. Herden von Schafen, Eseln und Pferden grasen auf den weitläufigen Weiden. Die spärliche Besiedlung des Landes macht es möglich, dass neben den Nutztieren, eine große Zahl an Wildtieren existieren kann.

Die Tierwelt rückt nah

Patagonien ist die Heimat vieler einzigartiger Tiere. Die Guanakos, eine wild lebende Kamelart, durchstreift die windumtosten Steppen und Hänge Patagoniens. Herden wilder Pferde und große, flugunfähige Vögel nennen die Graslandschaften der Pampa und des nördlichen Patagonien ihr Zuhause. Schillernde Flamingos stolzieren auf den alkalischen Seen umher, während der mächtige Kondor seine Bahnen durch den klaren Himmel über den Anden zieht.

Die Atlantikküste Patagoniens beheimatet Kolonien von Pinguinen, Robben und Seelöwen. Von der Küste aus können regelmäßig Walherden beobachtet werden. Wer besonderes Glück hat, vermag es eine Gruppe Orkas zu erblicken.

Wanderreisen nach Wunsch

Patagonien ist groß und die möglichen Reiseziele sind vielfältig: eisige Gipfel und tiefe Täler, glitzernde Gletscher und klare Seen, Regenwälder und windumtoste Steppen, lang gezogene Kiesstrände und labyrinthartige Fjorde. Die wilde Landschaft hält für jeden Wanderer Ausblicke und Panoramen bereit, wie man sie selten im Leben zu Gesicht bekommt. Wer eine Wanderreise durch Patagonien wagt, erhält für seine Mühen mehr als schöne Erinnerungsfotos – ein Teil von Patagonien bleibt auf ewig bei ihm.