Palmölgewinnung vernichtet Regenwald

Palmöl
Palmöl ist billiges Öl auf Kosten der Umwelt © depositphotos.com @ tristantan71

Palmöl spielt eine entscheidende Rolle im Leben von fast jedem von uns. Es ist das weltweit meistverkaufte Pflanzenöl, das häufig als Speiseöl und bei der Herstellung vieler Produkte verwendet wird. Von Tiefkühlpizza über Schokoriegel bis hin zu Kerzen, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie in der Kosmetik, in Dieseltanks und in Blockheizkraftwerken ist Palmöl zu finden. Aber der unverantwortliche Anbau von Ölpalmen schädigt Wälder, Wildtiere, Gemeinden und das globale Klima.

Der Palmölanbau zerstört Regenwälder und die Artenvielfalt

Einheitliche Ölpalmen-Monokulturen haben eine sehr geringe Biodiversität und sind kein Vergleich zum Reichtum eines Regenwaldes. Ölpalmen wachsen in tief gelegenen, nassen, tropischen Gebieten am besten. Also genau dort, wo Regenwälder natürlich vorkommen. Die Rodung für Palmölplantagen hat vor allem in Indonesien und Malaysia zu einer weitreichenden Zerstörung von Regenwäldern und Mooren geführt. Die anhaltende Expansion von Palmöl bedroht mittlerweile auch Wälder und weitere natürliche Lebensräume wie Savannen in anderen Teilen von Asien, Mittel- und Südamerika sowie Mittel- und Westafrika. Die unverantwortliche Ausdehnung des Palmölanbaus hat den Verlust von Lebensräumen gefährdeter Arten wie Orang-Utans, Elefanten und Tiger verursacht.

Auswirkungen für den Menschen und Klimawandel

Auch örtliche Gemeinden und indigene Völker sind betroffen. Konflikte, die sich aus den Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter und der Diskriminierung von Kleinbauern ergeben, haben der Palmölindustrie einen schlechten Ruf eingebracht. Süßwasserökosysteme sind bedroht und Bodenerosion, Bodenverschmutzung und Luftverschmutzung wird verursacht. Die Verbrennung von Wäldern und Mooren, um Land für Ölpalmenplantagen zu räumen und zu bewirtschaften, setzt massive Mengen an Kohlendioxid frei. Dadurch wird der Klimawandel verstärkt und Dunstwolken bedecken den Himmel von Städten, die teilweise weit von der Quelle entfernt liegen. Ölpalmen sind aber auch sehr effiziente Kulturpflanzen und haben in vielen Regionen zur Bekämpfung der ländlichen Armut beigetragen.

Ist Bio-Palmöl ökologisch und sozial verantwortlich?

Auch die Bio-Lebensmittelindustrie ist stark auf Palmöl angewiesen. Hunderte von Produkten großer Hersteller enthalten das tropische Öl. Während der biologische Landbau den Einsatz von Pestiziden, chemischen Düngemitteln und Gentechnik verbietet, setzen Bio-Labels keine Standards gegen Regenwaldvernichtung und Landraub. Darüber hinaus können riesige industrielle Monokulturen, auch solche, die die Anforderungen des ökologischen Landbaus erfüllen, kaum als umweltfreundlich angesehen werden. Dennoch hat der Anbau von Palmöl auch einige Vorteile.

Die Vorteile von Palmöl

Effizienz

Ölpalmen sind deutlich effizienter als andere ölproduzierende Pflanzen. Auf einem Hektar Land können 4,17 Tonnen Palmöl pro Jahr produziert werden, verglichen mit nur 0,56 Tonnen Sonnenblumenöl, 0,39 Tonnen Sojaöl und 0,16 Tonnen Erdnussöl. Im Jahr 2016 nutzten Ölpalmen nur 7 Prozent der weltweiten Anbauflächen und machten 32 Prozent der Produktion aus. Das bedeutet, dass deutlich weniger Land gerodet werden muss, um die Nachfrage nach Pflanzenöl zu decken, da andere Kulturen mindestens fünfmal mehr Land benötigen, um das gleiche Volumen wie Ölpalmen zu produzieren. Ölpalmen benötigen auch deutlich geringere Mengen an Düngemitteln, Pestiziden und Energie.

Wirtschaftlicher Nutzen

Die Palmölindustrie hat dazu beigetragen, Millionen von Menschen in Indonesien und Malaysia aus der Armut zu befreien. Ölpalmenplantagen haben Millionen gut bezahlter Arbeitsplätze geschaffen und Zehntausenden von Kleinbauern ermöglicht, ihr eigenes Land zu besitzen. In Indonesien macht die Palmölindustrie 1,6 Prozent des BIP aus und beschäftigt 4,5 Millionen Menschen. Da der Großteil der Ernte exportiert wird, bringt die Industrie jährlich mehr als 18 Milliarden Dollar an Devisen ein, den größten Einzelbeitrag des Landes.

Vielseitigkeit

Palmöl hat eine lange Haltbarkeit und ist bei Raumtemperatur fest, was es zu einem idealen Bestandteil in einer Vielzahl von Lebensmitteln macht. Seit den 90er Jahren erfreute es sich großer Beliebtheit, da die Hersteller nach Alternativen zu ungesunden hydrierten und teilhydrierten Fetten suchten. Wie die meisten natürlichen Samenöle enthält Palmöl weniger als ein Prozent Transfette, sodass es eine wichtige Rolle bei einer gesünderen Ernährung spielen kann.

Nachhaltiger Palmölanbau ist möglich

Eine Zukunft, in der das gesamte Palmöl, ohne Entwaldung und Umweltzerstörung oder Schäden an der Tierwelt zu verursachen produziert wird, ist möglich. Auch Arbeitnehmer fair zu behandeln und die Rechte von Gemeinschaften zu achten sowie den Produzenten, einschließlich Kleinbauern, Zugang zu Werkzeugen für eine verantwortungsvolle Produktion zu ermöglichen gehört zu den Grundvoraussetzungen für einen nachhaltigen Palmölanbau. Wo Palmöl produziert wird, sollten Menschen, Wildtiere und Lebensräume geschützt und negative Auswirkungen auch nicht verlagert werden. Erste Erfolge in Richtung eines nachhaltigen Palmölanbaus werden inzwischen sichtbar, wie verschiedene Projekte zeigen.

Anbau einheimischer Macaúba-Palmen in Brasilien

In Brasilien wächst die Nachfrage nach Palmöl. Steigende Importkosten haben die heimische Produktion angekurbelt, wobei in der Regel afrikanische und nicht einheimische Arten verwendet werden. Das Ergebnis ist, dass große Teile des bewaldeten Landes für monokulturelle Ölpalmenplantagen gerodet werden. Dies wirkt sich negativ auf die Umwelt aus und führt zu Landverödung und Entwaldung. Die einheimische brasilianische Macaúba-Palme hingegen, wenn sie auf bestehenden Rinderweiden gepflanzt wird, verursacht keine Degradierung oder Entwaldung. Die Bäume bieten auch Schatten für Rinder, ohne die Erträge zu beeinträchtigen. Das Unternehmen INOCAS schult Kleinbauern, damit sie auf ihrem Land Macaúba-Palmen ernten können. Die Landwirte werden sowohl für ihre Arbeit während der Macaúba-Ernte als auch für die Menge, die sie anbauen, bezahlt. Dadurch kann sich ihr Jahreseinkommen teilweise verdoppeln. Die Macaúba-Frucht wird zu Pflanzenöl, Tierfutter und einem dichten Biomassegranulat verarbeitet und verkauft, um die wachsende Nachfrage nach Palmölprodukten in Brasilien zu decken. Entscheidend ist, dass INOCAS potenziell genügend Palmöl produzieren könnte, um die steigende inländische und globale Nachfrage ohne zusätzliche Waldrodung oder Landdegradation nachhaltig zu decken. Darüber hinaus wurde das Projekt von einer unabhängigen Forschungsgruppe der Leuphana University zertifiziert, die mit 2,7 Millionen Euro aus Mitteln der Europäischen Union unterstützt wurde.

Aufforstungsprojekte in Malaysia und Indonesien

Auf der Insel Borneo verwildern Naturschützer Palmölplantagen. Im Rahmen des Projekts werden landwirtschaftliche Flächen wieder in naturnahen Regenwald umgewandelt. Organisiert wird die Aktion vom Rhino and Forest Fund, kurz RFF.

Die RFF ist eine vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung geförderte Organisation mit Sitz in Deutschland, die sich dem Schutz des Sabah-Nashorns sowie des verbliebenen Tieflandregenwaldes mit seiner einzigartigen Flora und Fauna in Malaysia verschrieben hat. Das Wiederaufforstungsprojekt soll die Ziele der Aichi Biodiversität erfüllen, die von der Konvention über die biologische Vielfalt festgelegt wurden. Das Projekt soll auch die Ziele erreichen, die auf dem Gipfel der Vereinten Nationen über Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2014 in New York festgelegt wurden. In seiner jetzigen Form wird es bis 2030 1,3 Millionen Quadratmeilen Regenwald wieder aufforsten und degradiertes Land renaturieren.